Nervenwurzelinfiltration (PRT-periradikuläre Therapie)
Es handelt sich hierbei um ein Verfahren, bei dem mittels einer gezielten Spritze unter Röntgen- oder CT-Kontrolle entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente direkt an die betroffene und schmerzende Nervenwurzel gebracht werden können.
Dies ist bei Ischiasschmerzen z.B. bei Bandscheibenvorfall oder Verengungen des Wirbelkanals bzw. des Nervenaustrittsloches im Bereich der Lendenwirbelsäule möglich, genauso aber auch im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule.
Hierdurch kann eine sehr hohe Effektivität mit Besserung bis Beschwerdefreiheit bei über 80% der behandelten Patienten erreicht werden.
Ein weiterer Vorteil ist die weitgehend komplikationslose Anwendung, die Strahlenbelastung durch die Röntgenkontrolle ist bei entsprechend geübtem Vorgehen minimal.
Ideal ergänzt wird die PRT durch die sakrale Überflutung (Sakralanästhesie), womit sich die Effektivität der Behandlung weiter erhöht. Hierbei wird über einen Knochenkanal am Kreuzbein eine Mischung eines örtlichen Betäubungsmittels, eines Kortisonpräparates sowie einer Kochsalzlösung in den Bereich um die entzündete Nervenwurzel gespritzt.
Nicht die eigentliche Kompression des Nervens führt zu Schmerzen, sondern die daraufhin einsetzende Entzündungsreaktion.
Die Kochsalzlösung führt zu einer rein mechanischen Verdünnung und Abschwemmen der Entzündungsstoffe, das Kortisonpräparat bewirkt eine sehr effektive Entzündungshemmung und durch das örtliche Betäubungsmittel wird eine Beruhigung der Nervenaktionen erzielt.
Bei dem Kortisonpräparat handelt es sich um eine kristalloide Lösung, d.h. dass der Wirkstoff zum größten Teil dort verbleibt, wo er wirken soll, nämlich an der entzündeten Nervenwurzel und nicht wie bei einer wässrigen Lösung schnell über das Blut abtransportiert wird. Dadurch sind auch keine höhergradigen systemischen Nebenwirkungen des Kortison zu erwarten.
In manchen Fällen kann es trotz PRT und Sakralanästhesie zu einer nicht ganz zufrieden stellenden Beschwerdereduktion kommen, bzw. bestehen primär sehr starke Beschwerden, sodass hier die von Prof. Dr. G. B. Racz / USA inaugurierte Methode eine hochwirksame mikroinvasive Alternative zum operativen Vorgehen darstellt.
Unter örtlicher Betäubung wird ein spezieller Katheter (Sprungfederepiduralkatheter) mittels einer Epiduralnadel in Seldingertechnik über die knöcherne Öffnung im Kreuzbein (Hiatus sacralis) bis zum verengten Bereich im Spinalkanal vorgeschoben. Es kann dann eine Mischung hochwirksamer, entzündungshemmender und abschwellender Medikamente zielgenau an den Ort der Nerveneinklemmung unter Röntgenkontrolle platziert werden.
Der Katheter wird dann fixiert und verbleibt im Spinalkanal, die epidurale Injektion wird an den beiden Folgetagen dann noch insgesamt zweimal wiederholt. Hierbei ist eine kurzstationäre Überwachung von 2 Nächten sinnvoll.
In mehreren Studien (z.B. L. Gerdesmeyer, H. Rechtl, S. Wagenpfeil, M. Ulmer, R. Lampe, K. Wagner.: Die minimal-invasive perkutane epidurale Neurolyse beim chronischen Nervenwurzelreizsyndrom. Der Orthopäde 2003, 32:869-876) wurde die Effektivität dieser Methode nachgewiesen, diese sehr positiven Ergebnisse decken sich hinsichtlich der Wirksamkeit mit unseren Erfahrungen.
Therapieresistente Kreuzschmerzen, die v.a. unter axialer Belastung, also insbesondere im Sitzen oder Stehen, auftreten, sind oftmals hinweisend auf einen discopathischen Kreuschmerz.
Das heisst, dass die Beschwerden direkt durch eine degenerativ veränderte Bandscheibe, in die kleine schmerzempfindliche Nervenendigungen eingesprossen sind, verursacht werden. Insbesondere jüngere Patienten sind betroffen, die Beschwerden können auch mit einer wechselnden Ausstrahlung in das Bein verbunden sein.
In der Kernspinuntersuchung fällt dann häufig eine verminderte Wasseraufnahme der Bandscheibe (black disc) auf, oft mit Zeichen eines Risses des knorpeligen Bandscheibenringes (high intensity zone) oder einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion).
Bei Verdacht auf einen therapieresistenten discopathischen Kreuzschmerz wird dieser dann durch eine Kontrastmitteldarstellung (Provokations-Discographie) bewiesen. Hierbei wird in die betroffene Bandscheibe unter Röntgenkontrolle ein Kontrastmittel eingespritzt.
Ist die Discographie beweisend, kann über das gleiche Verfahren eine dünne Sonde in die Bandscheibe eingebracht werden. An ihrer Spitze wird die Sonde dann erhitzt, sodass es zum einen zu einer Verödung der in den äußeren Knorpelfaserring eingesprossenen Nervenendigungen kommt, zum anderen wird ein gewisses Zusammenziehen (shrinking) der Bandscheibe erreicht. Der Haupteffekt liegt aber in dem Hervorrufen kleiner Hitzeläsionen, die zu einer verbesserten Nährstoffversorgung und letztendlich einsetzenden Bandscheibenheilung führen.
Entsprechend unserer Erfahrungen sowie den Ergebnissen der Studien kann mit einer Beschwerdebesserung bis Beschwerdefreiheit bei ca. 70% - 75% der behandelten Patienten ausgegangen werden, gleichzeitig handelt es sich um ein weitgehend risikofreies Verfahren, schwerwiegende Komplikationen sind nicht zu erwarten.
Facettengelenksdenervierung (Radiofrequenztherapie)
Ausgehend von einem degenerativ veränderten Bandscheibenfach (Discopathie / Osteochondrose) kann sich durch die Höhenminderung des Bewegungssegmentes eine Höhenminderung im Bereich der „kleinen“ Wirbelgelenke (Facettengelenke) mit resultierender Inkongruenz der Gelenkflächen ergeben.
Die Inkongruenz der Facettengelenke wiederum kann dann zur Arthrose der Gelenke führen, die dann u.U. im Vordergrund der Beschwerden steht. Typisch sind Kreuzschmerzen v.a. morgens nach dem Aufstehen sowie im Stehen und Zurückbeugen.
Zur sicheren Identifikation des im Vordergrund stehenden Schmerzgenerators führen wir nach Beurteilung der klinischen und radiologischen Diagnostik eine probatorische und gezielte Facettengelenksinfiltration (örtliche Betäubung) unter Röntgen-Durchleuchtung an der LWS, an der HWS unter CT-Steuerung, durch.
Sollte es danach zu einer temporären und zufrieden stellenden Schmerzreduktion kommen, ist das Facettengelenk als Schmerzgenerator identifiziert.
Dieses wird dann in einer zweiten Sitzung durch eine dünne Sonde, die an ihrer Spitze auf ca. 90° erhitzt wird, unter örtlicher Betäubung verödet, pro Nervenast benötigt das eine Zeitdauer von 90 Sekunden.
Liegt eine gesicherte Facettengelenksarthrose auf mehreren Etagen vor, muss entsprechend der jeweils oberste und unterste Nervenast miterfasst sein, da die sensible Nervenversorgung eines Facettengelenkes anatomisch sowohl von dem von unten kommenden Ramus medialis des Ramus dorsalis eines Spinalnerven, als auch von dem oben kommenden sowie durch netzartigen Nervenverflechtungen erfolgt.
Die Facettengelenksdenervierung stellt eine wirkungsvolle, schonende und kostengünstige Alternative zur ansonsten meist angezeigten operativen Therapie, der Versteifungsoperation, dar.